Die Gesundheitsbefragung, die von den Sozialpartnern der Schweizer Bankbranche (Arbeitgeber Banken, Schweizerischer Bankpersonalverband, Kaufmännischer Verband Schweiz) initiiert und von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) durchgeführt wurde, umfasste in der zweiten Erhebungswelle 2023/24 über 6’500 Mitarbeitende aus verschiedenen Bankinstituten. Damit nahmen 60 Prozent mehr Personen an der Gesundheitsbefragung teil als in der ersten Welle 2022/23.
Die Erhebung liefert nicht nur Einblicke in die Belastung der Mitarbeitenden, sondern auch wichtige Hinweise, wie das Wohlbefinden in der Banken-Arbeitswelt gezielt gefördert werden kann.
Gesundheitsgespräche als Schlüssel zu Wohlbefinden und Engagement
Besonders relevant für die Gesundheit und Motivation der Angestellten sind die regelmässigen Gespräche zu Auslastung, Arbeitsbelastung und Stress. Studienleiterin Cosima Dorsemagen, Dozentin für Angewandte Psychologie an der FHNW, betont: «Mitarbeitende, die mit Vorgesetzten in regelmässigem Austausch über ihre Arbeitsbelastung sind, berichten von höherer Autonomie, zeigen sich weniger belastet, tendieren weniger zu selbst gefährdendem Arbeitsverhalten und sind weniger erschöpft.» Mitarbeitende, die keine Auslastungsgespräche führen, berichten hingegen von erhöhten Stressfaktoren.
Aufgrund des nachgewiesenen Nutzens von regelmässigen Auslastungsgesprächen empfiehlt es sich, dieses Angebot auch in Leadership-Ausbildungen aufzunehmen und so die Führungskräfte für die Wichtigkeit dieser Gespräche in ihren Teams zu sensibilisieren.
Mehr Homeoffice, weniger Stress?
Auch Homeoffice wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Mitarbeitende, die auch von zu Hause arbeiten, erleben eine stärkere Autonomie. Die Umfrage weist zudem darauf hin, dass auch bei einem hohen Homeoffice-Anteil (>40 Prozent) die sozialen Ressourcen bestehen bleiben – entgegen der häufig geäusserten Sorge, dass das Arbeiten von zuhause die Bindung zu Arbeitskolleg:innen oder Vorgesetzten verringern könnte. Interessanterweise nimmt die Zahl der Auslastungsgespräche bei steigendem Homeoffice-Anteil zu, was den positiven Effekt der räumlichen Flexibilität weiter verstärkt.
Zeiterfassung und Flexibilität – eine Balance finden
Die Studie zeigt, dass Mitarbeitende, die ihre Zeit nicht erfassen, insgesamt mehr Autonomie empfinden, insbesondere bei zeitlicher und örtlicher Flexibilität. Bei genauerer Betrachtung tritt jedoch zutage, dass Faktoren wie Führungsaufgaben und Alter eine grössere Rolle für das Autonomieerleben spielen: Es sind also mehr die Führungsfunktion und zunehmendes Alter, die mit mehr Autonomie einhergehen, weniger der Verzicht auf Zeiterfassung als solcher. Die Ergebnisse der Befragung lassen zudem darauf schliessen, dass Zeiterfassung und Auslastungsgespräche eng miteinander verknüpft sind. Ohne Gesundheitsdialog am Arbeitsplatz können Belastungen und selbst gefährdendes Arbeitsverhalten steigen.
Ausblick: Gesundheitsmanagement weiter ausbauen
Die Ergebnisse aus der Gesundheitsbefragung healthy@work verdeutlichen, dass für eine gesunde und nachhaltige Arbeitskultur Flexibilität, Homeoffice und Auslastungsgespräche integraler Bestandteil des Arbeitsalltags in den Banken sein sollten. Banken, die auf eine solche Kombination setzen, können nicht nur die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden steigern, sondern auch eine langfristig engagierte Belegschaft fördern.
Um einen vertieften Einblick in die Resultate der Gesundheitsbefragung zu erhalten, können Banken die Ergebnisse Ihrer Organisation einsehen, indem Sie Zugriff auf ein Dashboard erhalten. Die FHNW bietet diesen Service zu attraktiven Konditionen an. Solche Auswertungen sind möglich, sofern mindestens 20 Personen aus einer Organisation teilgenommen haben. Sie liefern wertvolle Erkenntnisse, wie die Bank im Vergleich zu anderen dasteht und welche Massnahmen im Bereich Gesundheitsschutz sinnvoll und hilfreich sind.
Die Sozialpartner der Bankenbranche sehen sich aufgrund der Ergebnisse der Gesundheitsbefragung darin bestärkt, weiterhin eine Arbeitskultur zu fördern, bei der die Gesundheit der Mitarbeitenden und ein angenehmes Arbeitsklima im Vordergrund steht. Prof. Dr. Andreas Krause, Dozent für Angewandte Psychologie an der FHNW, erklärt abschliessend: «Diese Entwicklungen bieten das Potenzial für ein zukunftsorientiertes Arbeitsumfeld, in dem Mitarbeitende und Unternehmen gleichermassen profitieren.»